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Frühling: es juckt, es läuft, es brennt

 

Endlich ist der Frühling da! Wir verabschieden den kalten, dunklen Winter und genießen es, wenn die Natur erwacht und es überall anfängt zu sprießen...

Und genau das macht einigen Menschen zu schaffen, den Pollenallergikern.

 

Heuschnupfen ist aus Sicht der westlichen Medizin eine übermäßige Reaktion unseres Immunsystems auf Pollen. Am häufigsten betroffen sind Nase, Rachenraum, Bronchien und Augen. Gelegentlich können die Ohren und durchaus auch die Haut betroffen sein.

 

So sieht´s die TCM

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) hat dazu eine andere Sichtweise. Sie beruht darauf, dass die Verdauungsorgane, wozu nach TCM-Lehre Magen, Milz und Pankreas gehören, geschwächt sind und dadurch die Nahrung nicht ausreichend verdaut werden kann. 

Die unverdaute Nahrung sammelt sich an und belastet das Verdauungssystem. In der TCM ist das Milz-Magen-Pankreas-System, auch „innere Mitte“ genannt, gleichzusetzen mit dem Immunsystem. Ist die „Mitte“ blockiert und dadurch mit der Zeit stark geschwächt, ist auch das Immunsystem geschwächt und angreifbar.

Trifft ein solch instabiles Immunsystem auf Einflüsse, wie Wind mit Pollen, aber auch Staub und Gräser, kann es zu einer allergischen Reaktion kommen.

 

Zusammenspiel von Milz und Lunge 

Wie bereits erwähnt, ist der Zustand unseres Verdauungssystems, insbesondere der Milz, hinsichtlich Allergien von großer Bedeutung. Wir sollten immer gut zu unserer Milz sein, insbesondere wenn wir von Allergien betroffen sind.

Was heißt das?

Die Milz mag es warm, auf die Umgebungstemperatur gesehen, aber auch auf die Thermik unserer Nahrung bezogen. Sie liebt regelmäßige, warme, gekochte Mahlzeiten mit erwärmenden Gewürzen verfeinert, die gut verdaulich und daher nicht belastend sind.

Ungünstig auf die Milz wirken u.a. (tierische) Milch und Milchprodukte, Zucker, Weißmehl, kalte Speisen und viel Rohkost. Sie bedeuten viel Arbeit für die Milz und überfordern und belasten sie. 

Auch die westliche Medizin hat eine Erklärung dafür: diese Nahrungsmittel führen zu Stress für die Bauchspeicheldrüse und auch für unsere Nieren. Es werden Stresshormone frei gesetzt. Stress wiederrum unterdrückt das Immunsystem.

Nach der TCM bedeutet dies, dass viel Nässe gebildet wird, sozusagen viel „Müll“ anfällt und dieser unsere „innere Mitte“ belastet. Die Nässe kann man in der Zungendiagnostik anhand von Zahnabdrücken am Zungenrand erkennen, und ist auch ein Zeichen einer Milz-(Qi-) Schwäche.

 

Nun kommt noch die Lunge ins Spiel: Die Milz achtet auf die Lunge, so wie eine Mutter auf ihr Kind. Geht es der Milz schlecht, geht es mit der Zeit auch der Lunge nicht mehr gut.

Kann die Milz nicht gut verdauen, entsteht viel Müll. Ist die Müllhalde der Milz überfüllt, schiebt sie den wachsenden Müllberg der Lunge zu, um die sie sich eh nicht mehr gut kümmern kann. Denn die Milz ist mit sich selbst zu sehr beschäftigt, weil sie gegen den immer mehr werdenden Müll ankämpfen muss.

In der Lunge verursacht der Müll, der mittlerweile von Nässe zu Schleim eingedickt ist, auch noch Hitze, sprich Entzündungen. In der TCM nennt man dies einen „Lungen Qi- Mangel“, der u.U. zu Asthma, Halsentzündungen, ständig verschleimter und laufender Nase, Nasennebenhöhlen- und Mittelohrentzündungen führen kann.

 

Sei lieb zu deiner Milz

Damit es der Lunge (als Oberbegriff für die gesamten oberen Atemwege) gut geht, musst du lieb zu deiner Milz sein und sie gut behandeln.

 

Das geht so:

»       iss und trinke regelmäßig,

»       ernähre dich hauptsächlich von warmen, gekochten Speisen, auch zum Frühstück!

»       iss ein Milz-freundliches Abendessen, auch hier wieder warm und gekocht, mit verdauungsfördernden Gewürzen (z.B. Fenchel,    Anis, Kümmel, Ingwer, Kardamom, Koreaner, Kurkuma, Nelken und Oregano) 

»       verwende sehr wenig industriell verarbeitete Produkte,

»       atme richtig (nicht nur oberflächlich, sondern tief in den Bauch rein, ruhig und gleichmäßig)

»       meditiere regelmäßig (auch dabei ist eine richtige Atmung wichtig und eine gute Übung),

»       sorge für einen erholsamen und ausreichenden Schlaf,

»       bewege dich regelmäßig (an frischer Luft)

 

Energiequelle Atemluft

Der Faktor „Bewegung an frischer Luft“ ist bedeutsamer als wir es vielleicht meinen, denn die Atemluft bildet, zusammen mit der Nahrung, unsere Hauptenergiequelle. Sie lassen, aus chinesischer Sicht, unser Qi (Lebensenergie) und Blut gleichmäßig durch den Körper fließen, natürlich auch durch Milz, Lunge und Leber – unsere wichtigen Organe im Bezug auf Allergien. Regelmäßige (tägliche) Bewegung trainiert die Lunge und lässt sie stärker werden, dadurch stärken wir auch unser sogenanntes „Wei-Qi“, das ist unser Abwehr-Qi.

 

Allergie-Symptome sind Leber-Symptome

Unser Alltag ist oft geprägt von viel Hetze, strengen Abläufen, wenig Ruhephasen und fehlender Rücksicht auf unseren Körper und seine Bedürfnisse. Zudem Mehrfachbelastungen durch Job und Familie, ständiger Lärm, Luftverschmutzung und belastenden Stoffen im direkten Umfeld. Die TCM spricht hier von Wind. Da ist er also wieder....

Ein Organ was den Wind absolut verabscheut, ist unsere Leber, zu erkennen an roten Zungenrändern.

Wenn die Leber Wind ab bekommt, wird sie ärgerlich und lässt ihren Ärger an der Milz aus. Man spricht von „die Leber attackiert die Milz“. Das bedeutet, dass die ohnehin geschwächte Milz durch die Leber noch mehr geschwächt wird, sie nicht mehr die Nahrung verdauen kann, viel Müll entsteht und die Milz diesen bei der Lunge abliefert. Dadurch wird auch noch die Lunge geschwächt. Die Milz kann aus der unzureichenden Verdauung zu wenig Blut und Qi produzieren. Es entstehen Nässe und Schleim und eine deutlich spürbare Müdigkeit.

Durch den Müll der Milz entsteht in der Lunge eine Schwächung, die eine ausreichende und gesunde Atmung behindert. Zusätzlich wird es der Lunge erschwert, dass bei ihr ankommende Qi aus der (Atem-)Luft im Körper zu verteilen und es nach unten zu den Nieren abzusenken. 

Die Niere hat die Aufgabe das Qi der Lunge zu empfangen und zu halten. So erklärt sich die Zusammenarbeit von Lunge und Niere aus Sicht der chinesischen Medizin. 

Ist jedoch die Lunge geschwächt, kann sie nicht ausreichend Qi aus der Luft aufnehmen und zu der Niere absenken, diese nimmt wiederrum nicht genügend Qi auf und wird geschwächt. 

Eine schwache Niere kann zu Atemlosigkeit und später auch Asthma führen.

 

Chinesisch gesehen haben die Betroffenen einer Allergie häufig folgende Beschwerden:

»       viel Schleim, 

»       schlecht Luft bekommen,

»       Hitzegefühle oft im Wechsel mit Kälte 

 

Diese Symptome kann der/die Therapeut/in auch anhand der Zungendiagnostik und dem Puls feststellen.

Wir sehen also, dass wir nicht nur zu unserer Milz lieb sein sollten, sondern es ratsam ist, auch die Leber nicht zu verärgern.

 

Verwöhn-Programm für die Leber:

»       Stressabbau

»       regelmäßige, moderate Bewegung an frischer Luft,

»       meiden von fettigem Essen, zu viel Fleisch und Süßem

»       mehr gekochtes oder gedünstetes Gemüse, in kleinen Mengen auch roh

»       meiden von Alkohol

 

 

Die hier bereits erwähnten Empfehlungen sind u.a. auch Bestandteil der Behandlung von Heuschnupfen in der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Ansatzpunkt ist die Stärkung der Organe, vor allem der inneren Mitte, sowohl mit Akupunktur Behandlungen, als auch mit einer Ernährungsanpassung und Tipps für die Zubereitung von Speisen Zuhause. 

Hier gilt, meiden von Süßem (vor allem Industriezucker), thermisch kalten und rohen Lebensmitteln, schwer verdauliche und fettige Speisen, sowie unregelmäßig, zu spät abends und in Hetze essen.

Die aufgenommene Nahrung sollte warm (gerade auch morgens), gekocht und leicht verdaulich sein. Warme und nährende Suppen, wie z.B. Hühner- oder Gemüsesuppen sind dafür ideal. Morgens bietet sich ein Porridge an, aber auch Eierspeisen.

Für die Behandlung mit Akupunktur gilt, dass man im Idealfall startet, bevor die „Saison“ beginnt, möglichst ca. einen Monat vorher. Wenn man diesen Zeitpunkt verpasst hat, ist die Akupunktur auch als „Akutbehandlung“ einsetzbar, um lästiges Jucken, Laufen oder Brennen zu lindern.

 

Ich hoffe dieser Einblick in die chinesische Denkweise, am Beispiel des Heuschnupfens, war für dich interessant. Ich würde mich freuen, wenn du hilfreiche Tipps und Anregungen erhalten hast. Vielleicht bist du selbst ein Allergiker oder kennst einen Betroffenen, dem du von den einfachen und effektiven Möglichkeiten der TCM erzählen magst.

Mal wieder ganz nach dem Motto:

 

„Einfach anders – einfach natürlich“

 

In diesem Sinne,

deine Bianca

 

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Quelle Vorschau-Bild: Pixabuy, von cenczi "allergy"