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Chinesische Pulsdiagnose

Hast Du schon einmal Deinen Puls gefühlt?

In der Regel wird der Puls auf der Arteria radialis, an der Innenseite eines Handgelenks, unterhalb des Daumens, mit Zeige- und Mittelfinger getastet. 

Auch in der chinesischen Medizin wird der Puls gefühlt, jedoch an mehreren Positionen, an beiden Handgelenken und mit drei Fingern. 

Was das Besondere daran ist und warum die Pulsdiagnose in der TCM so wichtig ist, das möchte ich Dir in diesem Artikel erklären.

 

In meinem letzten Blog-Post habe ich Dir die Zungendiagnostik vorgestellt. Sie gehört zu den wichtigen Untersuchungsmethoden in der chinesischen Medizin.

Genauso bedeutsam ist die Pulstastung, welche über die westliche Messung des Pulses weit hinaus geht.

3 x 3

Es werden mit drei Fingern (Zeige-, Mittel- und Ringfinger) auf drei verschiedenen Positionen, in drei verschiedenen Ebenen gefühlt.

Die verschiedenen Tastpositionen werden den fünf Elementen, auch Funktionskreise genannt, zugeordnet.

Die Pulstastung gibt eine aussagefähige Diagnose über bestehende Krankheitsproblematiken.

 

Grund der Pulstastung

Der Sinn des Pulses ist es, Klarheit zu verschaffen, welches Organ momentan am meisten Aufmerksamkeit braucht. Er zeigt an, ob die Schwäche im oberen, mittleren oder unteren Bereich des Körpers vorliegt. 

Der Puls ist eine momentane Aufnahme und kann sich verändern.

 

 

Pulse der fünf Elemente

An den jeweiligen Tastpositionen liegen die verschiedenen Organe der fünf Elemente:

·       Rechte Hand: Lunge, Milz, Niere

·      Linke Hand: Herz, Leber, Niere

 

 

 

links

rechts

vorne 

Herz

Lunge

Mitte 

Leber 

Milz Magen

hinten 

Nieren Yin   

Nieren Yang

 

 

 

Pulsqualitäten

Bei der Pulstastung wird auf folgende Kriterien geachtet:

·      Frequenz

·      Tiefe

·      Kraft

·      Geschwindigkeit

·      Länge

·      Dicke

·      Gleichmäßigkeit

·      Rhythmus

·      Qualität

 

 

Gesunder Puls

In der chinesischen Medizin ist der Puls durch seine Länge, Breite und Tiefe unter den Fingern des Tastenden definiert.

Ein gesunder Puls stellt sich wie folgt dar:

·      Ruhig

·      Kräftig 

·      Gleichmäßig

·      Weder oberflächlich noch tief

·      In allen drei Ebenen gut tastbar

·      Weder breit noch schmal

·      Weder lang noch kurz

·      Weder schnell noch langsam

·      Sanft und harmonisch

 

Der physiologische Puls kann durch innere und äußere Faktoren beeinflusst werden:

 

Geschlechtliche Unterschiede

Bei der Pulsdiagnose ist zu beachten, ob bei einem Mann oder einer Frau getastet wird. Je nach Geschlecht gibt es folgende Merkmale:

·      Mann: Puls ist meist voll und kräftig

·      Frau: Puls ist dünner und kraftloser

Achtung: kurz vor und während der Menstruation ist der Puls oft schlüpfrig und schnell, der linke Puls ist meist größer als der rechte, in der Nieren-Position ist er größer als in der Position von Herz und Lunge.

Besonderheit Schwangerschaft: schlüpfriger Puls (fühlt sich an wie eine ölige Perlenkette, kommt und geht), besonders in der Nieren-Position und/oder in der Herz-Position.

 

 

Alter

Neben dem Geschlecht ist auch das Alter ein Faktor, der den Puls beeinflusst:

·      Kinder: Puls ist kürzer, daher nur mit dem Daumen und sanft bis zur mittleren Pulstiefe tasten, die Schnelligkeit ist je nach Alter des Kindes unterschiedlich; bei den Qualitäten beschränkt man sich auf oberflächlich/tief, langsam/schnell, leer/voll. Bei Kindern unter drei Jahren wird oftmals keine Pulsdiagnose durchgeführt, da sie noch nicht aussagekräftig ist. Hier kommt die Bauchdiagnostik zum Einsatz.

·      Jüngere Erwachsene: meist voller, kräftiger Puls

·      Ältere Menschen: meist dünner, kraftloser Puls

 

 

Konstitution

Auch die Konstitution eines Menschen beeinflusst den Puls. So kann man folgendes beobachten:

·      Kräftig/athletisch: meist voller und kräftiger Puls

·      Schwach: meist dünner und kraftloser

·      Schlank: meist oberflächlicher

·      Übergewichtig: meist dünner und tiefer

·      Sportlich: langsamer

 

 

Weitere Faktoren

·  Ruhe: bei einer Pulstastung sollten sowohl Behandler als auch Patient sich im Ruhezustand befinden. Essen, heiße Getränke, Alkohol, körperliche Anstrengungen und Hungergefühl vor der Diagnose beeinflussen die Pulsqualität. Daher sollte die Tastung nicht direkt nach dem Essen, Sport, schnellem Laufen oder bei starkem Hunger durchgeführt werden.

·  Gemütszustand: Emotionen sollten während der Pulsdiagnose möglichst vermieden werden, da sie das Pulsbild verfälschen könnten, zum Beispiel innere Anspannung, Aufregung, Sorgen, Ärger.

·  Medikamente: in der Anamnese ist immer nach eingenommenen Medikamenten zu fragen, da einige die Pulsqualität verändern.

·   Jahreszeiten: im Frühjahr ist der Puls eher saitenförmig gespannt (wie beim Anstimmen einer Gitarrenseite), im Sommer breit und kräftig, im Herbst oberflächlich und im Winter tief.

 

 

Interpretation

Für eine aussagekräftige Pulsdiagnose bedarf es viel Übung und ausreichende Erfahrung. Wie bereits im vorherigen Artikel über die Zungendiagnose erwähnt, verlässt man sich in der Chinesischen Medizin nicht nur auf EINE diagnostische Methode, sondern sollte alle einschließen: Anamnese, Inspektion, Auskultation (Sprache, Atmung), Olfaktion (Gerüche), Palpation (Abklopfen des Bauchbereiches), Pulstastung, Zungen- und Gesichtsdiagnostik.

 

 

Gründe für veränderte Pulsqualitäten

Wie ein gesunder Puls sich anfühlt, weißt Du jetzt, doch was sagt ein „nicht gesunder“ Puls über die Gesundheit aus?

Das Pulsbild ist immer im Zusammenhang mit den körperlichen Beschwerden der Patientin zu sehen. 

An dieser Stelle alle möglichen Befunde und Krankheitssyndrome zu nennen, würde verwirren und zu weit in die Syndromlehre nach der TCM gehen. Um die zu verstehen, bedarf es ausreichend Vorkenntnisse. 

Jedoch möchte ich Dir einen kleinen Einblick geben, der verdeutlichen soll, welche Syndrome unter anderem am Puls erkennbar sind:

·      Äußere Hitze: oberflächlicher und schneller Puls

·      Äußere Kälte: oberflächlich und langsam

·      Innere Kälte mit Schmerzen: tief und saitenförmig

·      Blut-Stagnation (Stauung): tief und rau

·      Qi-Mangel: schwach/leer und oberflächlich

·      Blut-Mangel: dünn/leer und rau

·      Fülle, Stagnation und Schmerzen: voll und saitenförmig

 

Durch eine Behandlung mit der TCM, zum Beispiel mit Akupunktur, Kräuterkunde, Ernährung, Massagen wie TuiNa usw., verändert sich das Pulsbild. Somit kann der/die Therapeut*in schon vor der Befragung der Patientin eine gesundheitliche Verbesserung feststellen.

 

 

Zum Abschluss möchte ich nochmals erwähnen, dass die Pulsdiagnose als eine der am schwersten zu erlernenden Verfahren in der TCM gilt. Daher sei nicht enttäuscht, wenn Du bei Dir die Pulse nicht so ertasten kannst, wie hier beschrieben. Die persönliche Tastung ist zudem eine noch größere Herausforderung als an einer anderen Person. Es braucht eine lange Zeit und etliche unterschiedliche Pulse, bis man die teilweise feinen Veränderungen und besonderen Merkmale spürt.

 

 

Wenn Du an einer fachkundigen Pulsdiagnose und Anamnese nach der TCM interessiert bist, dann sende mir gerne eine E-Mail an: info@rogge-heilpraktik.de

Auch bei der Umstellung Deiner Ernährung bin ich Dir gerne behilflich. Gemeinsam passen wir Deine Ernährungsweise an DEINE Bedürfnisse an. Du erhältst alltagstaugliche Tipps und Rezepte, die einfach und schnell zuzubereiten sind. 

Für Veränderungen ist es nie zu spät. Melde Dich gerne bei mir. 

Ich freue mich auf Dich!

Deine Bianca

 

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Hast Du Fragen oder magst Du mir Deine eigenen Erfahrungen mit der TCM berichten? Dann schreibe mir eine Nachricht.

 

 

(Quellenangabe Text: Leitfaden Chinesische Medizin – Grundlagen, von Claudia Focks, Elsevier Verlag)

(Quellenangabe Bild: von kian2018 auf Pixabuy)