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Der weibliche Zyklus

Ein Zusammenspiel von Yin und Yang

Der natürliche Zyklus einer Frau beträgt zwischen 21 und 35 Tagen (laut chinesischer Medizin zwischen 26 und 32 Tagen!). Zyklusbeginn ist der erste Tag der Menstruation und er endet mit dem letzten Tag vor der nächsten Menstruation.

Laut westlicher Medizin verläuft jeder Zyklus in drei verschiedenen Phasen, in denen sehr verschiedene Vorgänge im Körper ablaufen:

Die Follikelphase (6. – 11. Tag)

In dieser Phase des Zyklus wird der weibliche Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet. Hier dominiert das körpereigene Hormon Östrogen.

In jedem Eierstock reifen Eibläschen (Follikel) heran, sie beherbergen jeweils eine Eizelle. Nur einer der Follikel wird in dieser Zyklusphase durch einen Botenstoff namens FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) zum Wachstum angeregt und darf am Eisprung „teilnehmen“. Zusätzlich wird die Schleimhaut der Gebärmutter neu aufgebaut, um beste Bedienungen für eine Einnistung zu schaffen.

Im Laufe dieser Phase werden immer mehr Östrogene gebildet, wodurch der Zervixschleim flüssiger und somit für Spermien durchlässiger wird. Aufgrund des steigenden Östrogenspiegels wird das sogenannte Luteinisierende Hormon (LH) freigesetzt, das dann den Eisprung in der Zyklusmitte auslöst. Die vom Follikel freigegebene Eizelle gelangt aus dem Eierstock in den Eileiter und wandert von dort in Richtung Gebärmutter. Die Körpertemperatur (=Basaltemperatur) ist niedrig.

Die Ovulationsphase (12. – 17. Tag)

Der Eisprung (Ovulation) findet ca. 10 bis 16 Tage vor Beginn der Menstruation statt. Die Basaltemperatur kann hier evtl. kurzzeitig absinken. In dieser Zyklusphase macht sich die Eizelle auf in Richtung Gebärmutter. Diese „Wanderung“ dauert ca. 12 bis 18 Stunden und stellt die Zeitspanne da, in der eine Frau fruchtbar ist. 

Die Lutealphase (18. – 28. Tag)

Aus dem Follikel, der nach dem Eisprung zurückgeblieben ist, entwickelt sich der „Gelbkörper“. Er bildet das Hormon Progesteron, wodurch die Lutealphase (=Gelbkörperphase) beginnt. Die Aufgabe des Progesterons ist es, die Gebärmutter für den zukünftigen Nachwuchs gemütlich zu gestalten, damit er sich wohl fühlt und so eine eventuelle Schwangerschaft aufrecht zu erhalten. Das Progesteron sorgt zudem dafür, dass in diesem Zyklus nicht noch weitere Eisprünge stattfinden. Gleichzeitig geht die Produktion von Östrogen zurück. Der Zervixschleim verdickt sich und die Basaltemperatur steigt an.

Neuer Zyklus (1. - 5. Tag)

War die Befruchtung erfolgreich, bleibt der Progesteronspiegel nach der Einnistung erhalten. Wurde das Ei nicht befruchtet, bildet sich der Gelbkörper wieder zurück und die Progesteronproduktion wird eingestellt. Die oberen (nicht benötigten) Schleimhautschichten lösen sich ab und die Menstruationsblutung setzt ein. 

Ein neuer Zyklus beginnt.

 

Der weibliche Zyklus aus Sicht der TCM

Was als aller erstes auffällt ist, dass die Traditionelle Chinesische Medizin von den vier Phasen des Menstruationszyklus spricht. Gemäß der Theorie wird der Zyklus von Yin und Yang bestimmt, wie bei den Gezeiten Ebbe und Flut. Wenn dir „Yin und Yang“ noch kein Begriff ist, dann lese dazu gerne meinen Blog Post „Das innere Gleichgewicht“: 

https://www.rogge-heilpraktik.de/2021/02/15/das-innere-gleichgewicht/

 

Die Menge von Yin und Yang wechselt nach einem bestimmten Muster innerhalb eines Monats:

»     Bei Menstruationsbeginn nimmt das Yang ab und erreicht in der Zyklusmitte (Eisprung) ein Minimum.

»     Das Yin nimmt bei Menstruationsbeginn zu und erreicht in der Zyklusmitte entsprechend ein Maximum.

Dadurch ergibt sich in der Zyklusmitte ein Yin-Maximum und Yang-Minimum!

Es gibt zwei entscheidende Zeitpunkte für die Yin – Yang – Umwandlung:

»     Einsetzen der Menstruation: Yang sinkt, Yin steigt

»     Zyklusmitte (um den Eisprung herum): Yang steigt, Yin sinkt

Die Umwandlung von Yin zu Yang und umgekehrt steht nach Ansicht der TCM unter der Kontrolle des Herzens und hängt vom Absteigen des Herz-Qi („Herz-Energie“) und Herz-Blutes ab.

Steigt aus irgendwelchen Gründen das Herz-Qi nicht zur Gebärmutter ab, kann sich die Menstruation oder der Eisprung verspäten. Wenn das Herz-Qi zu früh absteigt, setzt die Menstruation oder der Eisprung hingegen zu früh ein.

 

Die vier Phasen des menstruellen Zyklus aus chinesischer Sicht sehen wie folgt aus:

Phase Menstruation (Blut-Stadium)

»     Dauer: ca. 5 Tage

»     Ablauf: Am ersten Tag fließt das Blut aus der „überfüllten“ Gebärmutter. Das Blut bewegt sich durch die Kraft des frei fließenden Leber-Qi (Leber Energie) und Leber-Blut.

Post-Menstruale Phase (Yin-Stadium)

»     Dauer: ca. 7 Tage

»     Ablauf: Blut und Yin haben ihr Minimum erreicht. Milz, Niere und Herz bilden Blut.

Ovulationsphase (Yang-Stadium)

»     Ablauf: Am 14. Tag hat das Yin sein Maximum erreicht. Das Yang-Qi beginnt zu wachsen und bewegt das Yin. 

Yin und Blut fließen zur Gebärmutter, gefolgt vom Qi. 

Das Herz-Qi „öffnet“ die Eierstöcke und Eileiter, das Nieren-Yang erhöht die Körpertemperatur, das Leber-Qi sorgt für entspannte Eierstöcke und durchlässige Eileiter.

Prämenstruelle Phase (Qi-Stadium)

»     Dauer: ca. 7 Tage

»     Ablauf: Qi und Blut haben ihr Maximum erreicht. Das Yang-Qi und Leber-Qi bewegen sich, die Gebärmutter wird durch das zunehmende Yang gewärmt. Das Nieren-Jing (= „Essenz“, die angeborene Urenergie, verantwortlich für Lebenskraft und Konstitution) sorgt für die Empfängnis bzw. bei Nichtbefruchtung für die Menstruation.

 

Unterstützung in jeder Phase

Nun möchte ich dir noch verraten, wie du deinen Körper optimal in jeder Zyklusphase unterstützen und dir etwas Gutes tun kannst.

Ersten 5 Tage – Menstruation

»     Gönne dir Ruhephasen und vermeide Stress. 

»     Ernähre dich von warmen, gekochten und saftigen Speisen und vermeide scharfe, bittere und saure Lebensmittel im Übermaß.

»     Setze dich nicht Nässe und Kälte aus (keine Badewanne/ kein Schwimmen gehen; sorge für einen warmen Unterleib vor allem durch entsprechende Kleidung!).

»     Vermeide auch Kälte und Nässe durch deine Ernährung! Reduziere stark den Verzehr von Rohkost, Salaten, Milch und Milchprodukten, Sojaprodukten und zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränke.

Ab dem 6. Tag – Postmenstruale Phase

»     Bevorzuge warme, natursüße Lebensmittel (süßes Obst, Gemüsearten wie z.B. Karotten, Kürbis, Kartoffeln, Sellerie; sowie Nüsse, Hülsenfrüchte, Getreide, Zimt, Vanille, Trockenfrüchte).

»     Ideal: Blutaufbau fördernde Nahrungsmittel essen -> Gerste, Hirse, Grünkern, dunkle Bohnensorten (z.B. Kidneybohnen), Spargel, dunkle Beeren (Heidelbeeren, Brombeeren).

»     Meide scharfe Lebensmittel.

»     Integriere regelmäßige, leichte Bewegung an frischer Luft in deinen Alltag.

~ am 14. Tag – Eisprung (Ovulationsphase)

         Sorge für einen freien Qi-Fluss durch:

»     Vermeide Stress, Ärger und Grübeln (blockieren das Qi).

»     Sei lieb zu deiner Leber und stärke das Leber-Blut mit moderater Bewegung und viel (v.a. grünem) gekochten Gemüse, gerne auch mit einer Gemüsekraftsuppe.

Um Schmerzen zu verhindern, vermeide Kälte und Stagnationen (Stauungen), indem du:  

»     warme Kleidung trägst.

»     warme und gekochte Lebensmittel isst, die das Yang fördern. -> Gemüse wie z.B. Fenchel, Karotten, Lauch, Zwiebeln, Knoblauch, Schnittlauch, schwarze Bohnen, ansonsten Getreide wie Hafer, Quinoa, Grünkern, sowie Walnüsse, Pistazien, Pinienkerne, Lamm- und Wildfleisch, als Kräuter Petersilie, Anis, Fenchel, Kardamom, Majoran, Thymian etc.

Prämenstruelle Phase

Das Leber-Yang steigt in dieser Phase an, was sich an eventuellen Kopfschmerzen und Reizbarkeit bemerkbar machen kann. Besonders ausgeprägt kann dies bei einem sogenannten Leber-Blutmangel sein, ein Syndrom das wir in der westlichen Medizin als Prämenstruelles Syndrom(PMS) kennen. In dieser Phase kannst du deinen Körper unterstützen mit:

»     regelmäßiger, moderater Bewegung an frischer Luft,

»     Qigong, Yoga,

»     diesen Lebensmitteln: rotes (rötliches) Gemüse und Obst wie Rote Beete, Rotkohl, Möhren, Süßkartoffeln, Kirschen, Himbeeren und rote Trauben (rote Lebensmittel stärken zusätzlich das Herz-Blut); Spinat, Pinienkerne, Sellerie, als Getreide Grünkern und Dinkel (v.a. als ein Dinkel-Congee mit Gemüse/Obst)

 

Ich hoffe, dass dieser Artikel für dich interessant war und du einiges für dich mitnehmen konntest. 

Die Frauenheilkunde in der TCM, und insbesondere die Themen Monatszyklus und Menstruationsbeschwerden, ist unglaublich spannend und die Sichtweise der TCM enorm faszinierend. Daher möchte ich meine nächsten Blog Posts diesen Themen widmen und näher darauf eingehen. 

Es werden Artikel folgen, in denen ich unter anderem auf die Menstruation und mögliche Menstruationsstörungen (z.B. auch PMS) eingehe. Ich möchte dir vorstellen, welche Ansicht die TCM zu verschieden Erkrankungen, beispielsweise Endometriose, Myome und Zysten, hat. Ich teile mit dir Erkenntnisse wie „die chinesische Bedeutung von Blut und Menstruation“, und welche Organe nach chinesischem Denkmuster für den weiblichen Zyklus von Bedeutung sind.

Wenn dich ein spezielles Thema zur Frauenheilkunde in der TCM interessiert, dann schreibe mir gerne eine Nachricht. 

Du darfst dich auf die nachfolgenden Artikel über die Möglichkeiten der TCM freuen. 

Denn die Traditionelle Chinesische Medizin ist vielseitig einsetzbar, einfach und effektiv, ganz dem Motto:

„Einfach anders – einfach natürlich“

 

In diesem Sinne,

deine Bianca

 

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Hast du Fragen oder magst du mir deine eigenen Erfahrungen mit der TCM berichten? Dann schreibe mir eine Nachricht.

 

Quelle Vorschau-Bild: von Tumisu auf Pixabay